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Wir errichten Brücken in den globalen Süden.

Wir errichten Brücken in den globalen Süden.

Pater Brendan Carr glaubt an eine harmonische Weltgemeinschaft und mehr Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd. Er vertritt die Organisation „Barmherzigkeit“ als Priester des irischen Spiritaner-Ordens (Congregatio Sancti Spiritus) und leidenschaftlicher Anhänger der Ökumene. Seit über 300 Jahren hat sein Orden den Auftrag, sich um die Armen und Ausgegrenzten in aller Welt zu kümmern. Dafür arbeitet Pater Brendan Carr sowohl mit kirchlichen Einrichtungen sämtlicher Konfessionen als auch mit nichtkirchlichen zusammen.

Portraitfoto von Pater Brendan Carr.

Für eine bessere Welt darf kein Mensch ausgegrenzt werden – unabhängig von Rasse, Herkunft oder Religion!

Pater Brendan Carr im Austausch zu einem Hilfsprojekt mit afrikanischen Dorfmitgliedern

Interview mit Pater Brendan Carr

Interview mit Pater Brendan Carr

Pater Brendan Carr, Sie sind Vorstand und Repräsentant der Organisation „Barmherzigkeit“. Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrer Tätigkeit?

Ich sehe mich als „Errichter von Brücken“, als Hersteller von Beziehungen, als Europäer, der die Verbindung zwischen dem „reichen Norden“ und dem „armen Süden“ verbessern möchte. Die Völker des globalen Südens sind zwar arm, haben aber ein großes Potenzial. Ich glaube, dass durch eine gute menschliche und gemeinschaftliche Entwicklung, vor allem in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft, ein gerechteres Gleichgewicht mit den entwickelten Ländern erreicht werden kann und zu einer harmonischeren Weltgemeinschaft führt. Die wichtigste Voraussetzung für eine solche Hoffnung ist das Vertrauen ineinander und in unsere gemeinsamen Werte.

Ihre Arbeit mit gemeinsamen Werten, wie gehen Sie damit vor?

Mit Vertrauen und Hoffnung: Um diese Werte aufzubauen, reise ich in viele Länder des „Globalen Südens“. Zusammen mit meinen Kollegen und Kolleginnen berate ich Missionen und Einrichtungen vor Ort. Gemeinsam setzen wir Ent­wick­lungs­pro­gramme auf. Natürlich arbeiten wir dabei viel mit unseren Ordens-Schwestern und -Brüdern des Spiritaner-Ordens zusammen. Doch wir verfügen auch über ein großes Netzwerk verschiedener nichtkirchlicher Einrichtungen in Afrika, die fest in den lokalen Strukturen der afrikanischen Gemeinschaft eingebunden sind.

Der Fokus meiner Arbeit:

  • Den direkten Kontakt zu den Bedürftigen herzustellen
  • Den Ursachen für ihre Bedürftigkeit auf den Grund gehen
  • Sinnvolle Hilfeleistung erarbeiten und effektive Projekte starten
  • Erstellen einer wirkungsvollen Finanzstruktur
  • Vermeiden von Betrug, Korruption und Missmanagement
  • Herstellen von Sicherheit vor Diebstahl und Gewalt
  • Schutz und Ausbildung von Kindern und jungen Frauen

Eine besondere Bedeutung haben für mich Ausbildungsprogramme für Mädchen und junge Frauen (beispielsweise in Süd-Sudan). Sie haben einen großen Einfluss auf die Versorgungslage, Harmonie, Wohlbefinden und vor allem die finanzielle Situation einer ganzen Gemeinschaft. Denn Frauen in Schlüsselpositionen verändern die männerdominierte Kultur in Afrika und sind das beste Mittel, um eine Region langfristig zum Besseren zu entwickeln.

Was ist eine besonders wichtige Erkenntnis in Ihrer Hilfsarbeit?

Die wichtigste Lektion, die ich im Laufe der Jahre gelernt habe, ist die Bedeutung der kulturellen Unterschiede. Ich sage immer: "Kultur ist der Schlüssel zum Verständnis." Denn die Ursache für das Verhalten von Menschen ist oft in ihrer Kultur verwurzelt. Nehmen Sie zum Beispiel Afrika: Warum werden immer noch so viele junge Mädchen beschnitten? Warum werden junge Mädchen immer noch so oft zwangs­verheiratet? Es sind die schlechten Elemente einer Kultur, die oft für die Verletzung der Menschenrechte verantwortlich sind. Hier muss an Veränderung gearbeitet werden.

Die Entwicklung eines Landes und die Verbesserung der Situation für die Menschen wird oft nur durch einen Kulturwandel erreicht. Auch die Kultur in unseren entwickelten Ländern muss mit dem gleichen Maß an Menschenrechten in Frage gestellt werden. Der Westen hat jahrhundertelang Menschen und Ressourcen des globalen Südens für seine eigene Gier ausgebeutet. Viele Länder der entwickelten Welt beuten arbeitende Familien aus und ignorieren die Rechte von Migranten und Flüchtlingen. Mächtige Interessen manipulieren Märkte, Banken und Landbesitz, um ihren eigenen Reichtum und ihre Macht zu erhalten.

Es ist also sehr wichtig, dass nicht nur die afrikanische Kultur in Frage gestellt werden muss. Jede Kultur muss in Frage gestellt werden, wenn es um die Verletzung von Menschenrechten geht.

Viele Menschen, vor allem in den Krisengebieten des "Globalen Südens", sind von schweren Krisen und steigenden Kosten betroffen. Wir, die wir mehr Glück im Leben haben, sind in der Lage, unser Wissen und unseren Wohlstand zu teilen, um den Armen und Bedürftigen vor Ort in ihrem Umfeld zu helfen.

Sprechen wir noch etwas über Ihren Werdegang. Wann waren Sie zum ersten Mal in Afrika und was dachten Sie damals?

Schon als 25-jähriger junger Priesteramtskandidat lernte ich die Not in Afrika kennen. Damals, von 1977 bis 1979, kam ich als Novize in eine Spiritaner-Mission in Sierra Leone. Hier leistete ich wichtige Bildungsarbeit und unterrichtete in der kleinen örtlichen Schule.

Schon damals wurde mir klar, wie wichtig es ist, den Menschen nicht nur zu helfen, sondern sie auch zur Selbständigkeit zu erziehen. Deshalb habe ich schon damals begonnen, den Menschen dort zu zeigen, wie sie Projekte organisieren und ihre Ressourcen besser nutzen können.

Als ich später nach Angola ging, wo ein brutaler Bürgerkrieg herrschte, lernte ich etwas über Nothilfe und wie man die Hilfe für eine große Zahl von Vertriebenen organisiert. Zu dieser Zeit lernte ich auch, wie man mit NROs und Geldgebern zusammenarbeitet.

Afrika, Pater Brendan Carr neben einem Projektverantwortlichen zeigt zufrieden eine Frucht an einem Baum.

Wie kamen Sie in den Kontakt zum World Mercy Fund und Barmherzigkeit?

Während des schrecklichen Bürgerkriegs in Angola war ich im Rahmen einer Mission vor Ort. Wegen des Krieges gab es viele Verletzte, die nicht medizinisch versorgt werden konnten. Ich wollte den Menschen helfen, aber ich hatte kein Fahrzeug und brauchte Geld, um Medikamente und Verbandsmaterial zu kaufen. Also bat ich meinen Mitbruder Pater Patrick Leonard um Unterstützung. Er leitete zu dieser Zeit den World Mercy Fund in Irland. Er sprang ein, und ich konnte zahlreichen Kriegsopfern helfen und sie versorgen.

Wie und wann haben Sie die Leitung von World Mercy Fund übernommen?

Viele Jahre später, als ich aus Afrika in mein Kloster in Dublin zurückkehrte, wurde ich von Pater Michael Reynolds gefragt, ob ich beim World Mercy Fund mitarbeiten wolle. Ich begann, bei der Beantwortung der wachsenden Zahl von Hilfsprojekten mitzuarbeiten und ich brachte die dringend benötigte Hilfe direkt zu den Bedürftigen rund um die Spiritaner-Missionen in Afrika. Dabei war es mir immer wichtig, die Bedürftigkeit der Hilfsempfänger kritisch zu prüfen und die Verwendung der Spenden­gelder genau zu kontrollieren und professionell zu verwalten.

Als Reynolds 2018 zurücktrat, übernahm ich seine Rolle und wurde Direktor des World Mercy Fund in Irland. Gleichzeitig begann ich, die Organisation auch im deutschsprachigen Raum zu vertreten.

Meine Rolle hier ist nicht die eines Geschäftsführers, sondern die eines Fürsprechers und Motivators. Die Leitung der Organisation liegt bei den ausgezeichneten Verwal­tungs- und Managementteams in Österreich, Deutschland und der Schweiz, die vom Sekretariat und der Geschäftsstelle in Dublin, Irland, tatkräftig unterstützt werden. Ich sitze jedoch im Vorstand und bin in der Lage, zusammen mit der Leitung und der Verwaltung einen guten Beitrag zur Richtung und zu den Werten der Organisation zu leisten.

Warum kommt von der Kirche auch heute noch wirksame Entwicklungshilfe?

Die Kirche ist ein wirksamer Akteur, um Veränderung und Entwicklung zu bewirken. Das liegt an der Struktur der Kirche mit ihrem Netzwerk von Gemeinden, in denen Menschen vor Ort in den am meisten benachteiligten Gebieten der Welt leben. Sie verfügen über ein Kommunikationsnetz. Sie haben Zugang zu Gemeinschaften, die ihnen vertrauen. Und sie sind in ihrer Arbeitsweise sehr effektiv, da sie über ein System der Freiwilligenarbeit mit einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis verfügen. Dies steht häufig im Gegensatz zu staatlicher Hilfe, die oft von korrupten Behörden gelenkt wird und an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht.

Welche Vorteile hat die kirchliche Hilfe aus meiner Sicht?

  • Sie ist nahe bei den Menschen.
  • Sie spricht mit den Menschen.
  • Sie hört auf die Menschen.
  • Sie kennt ihre Bedürfnisse.
  • Sie kann direkt helfen.
  • Sie wird einfach und schnell verwaltet.
  • Sie ist kostengünstig und verursacht nur minimale Gemeinkosten.

Diese Vorteile gelten für alle Kirchen aller Konfessionen. Deshalb verstehe ich mich als Vertreter der ökumenischen Bewegung. Ich arbeite mit allen Konfessionen zusammen, die sich für die Ausgegrenzten in der Welt einsetzen.

Vielen Dank, Pater Brendan Carr, für das interessante Gespräch!

Das Gespräch mit Pater Brendan Carr führte Benedikt Opitsch, zuständig für Marketing und Kommunikation bei WMF Barmherzigkeit e. V.

Portraitfoto von Pater Brendan Carr.

Vielen Dank für Ihre Barmherzigkeit! Ihre großzügigen Spenden sind unersetzbar für die Hilfe armer, bedürftiger Menschen in aller Welt!